Bei einer Legasthenie handelt es sich um eine Teilleistungsstörung und man unterscheidet drei Ausprägungen:
- kombinierte Lese - Rechtschreibsstörung
- isolierte Lesesstörung
- isolierte Rechtschreibsstörung
Teilleistungsstörungen kennzeichnen verschiedene Verhaltensauffälligkeiten, die trotz hinreichender Intelligenzleistungen, regelmäßiger Förderung sowie einer grundsätzlichen körperlichen und seelischen Gesundheit der Betroffenen auftreten und nicht aus einer entsprechenden Behinderung erklärt werden können.
Im Falle einer Legasthenie würde das Kind im Fach Deutsch auffallend schlechte Leistungen erbringen, in anderen Fächern aber sehr gute (vor allem mündlich).
Auch heute werden Legastheniker nicht selten, aufgrund ihrer mangelhaften Leistungen besonders im Fach Deutsch, als faul und minderbegabt abgestempelt. Dabei hat Legasthenie nichts mit einer mangelnden Intelligenz zu tun und sie kommt in allen Bevölkerungsschichten vor. Legastheniker haben eine eigene Informationsverarbeitung. Sie verarbeiten Sinneseindrücke anders, besonders jene, die mit dem Schreiben und Lesen zusammenhängen. Das erklärt auch, dass diesen Kindern nicht mit normaler Nachhilfe geholfen werden kann. Sie benötigen Lehrmethoden, die auf ihre besonderen Bedürfnisse abgestimmt sind. Schulische Standardmethoden reichen meistens nicht aus.
Bereits in der Grundschule haben viele dieser Kinder auch
in anderen Schulfächern Probleme, insbesonders im Rechnen (Textaufgaben). Mit steigender Klassenstufe werden die Anforderungen an die Lese-Rechtschreibfertigkeiten immer höher und damit auch die Versagensängste, den Anforderungen nicht mehr gerecht werden zu können.
Erfolgt keine fachgerechte Hilfe, kommt es zu immer schlechteren Leistungen und oftmals sind dann psychische Probleme (Vermeidungsängste, Schulangst, sinkendes Selbstbewusstsein), körperliche Symptome
(Kopf- / Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen) und sozialer Rückzug die Folgen.
Woran erkennt man, dass sein Kind möglicherweise eine Legasthenie hat:
Ungeschicklichkeit, vermehrtes Stolpern, Anstoßen und Fallen über kleine Gegenstände
spätes Sprechenlernen, Phrasen werden vermischt bzw. verwechselt
Verwendung von ähnlichen Wörtern oder Ersatzwörtern
Verwechslung von Wörtern, die Richtungen angeben, z.B. hinauf / hinunter, innen /außen
Verwendung von falschen Bezeichnungen, z.B. Brot für Kekse
Bezeichnungen für bekannte Objekte werden nicht abgespeichert, z.B. Farben
gute und schlechte Tage ohne ersichtlichen Grund
genießt es, wenn ihm vorgelesen wird, zeigt aber selbst kein Interesse am Erlernen von Buchstaben und Wörtern
Schwierigkeiten beim Erlernen von Reimen und Liedern
Schwierigkeiten beim Reimen von Wörtern
Probleme beim Herausfinden eines nicht passenden Wortes, z.B. Haus, Maus, Laus, Katze
Probleme mit Abläufen, z.B. farbige Perlen aneinanderzureihen
Schwierigkeiten beim Umgang mit Besteck, Schere, Schnürsenkeln und Knopflöchern
hohe Kreativität
gute Auffassungsgabe für konstruktives und technisches Spielzeug, z.B. Puzzles, Lego-Bausteine, Fernbedienung für Fernseher und Video, Computertastatur
All diese Auffälligkeiten können, müssen aber nicht auf eine spätere Legasthenie hinweisen. Erst wenn das Kind eingeschult ist und beim Erlernen der Schriftsprache auffällig wird, kann es auf eine mögliche Legasthenie hin getestet werden.
Mögliche Auffälligkeiten im Grundschulalter:
große Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und des Schreibens
ständiges und fortlaufendes Vertauschen von Zahlen und Buchstaben, z.b. b und d
Probleme beim Unterscheiden von rechts und links
Schwierigkeiten beim Erlernen des Alphabets und im Erinnern von Reihenfolgen, z.B. der Tage der Woche oder der Monate des Jahres
stockendes Lesen, Buchstaben und ganze Wörter werden ausgelassen oder frei hinzugefügt, fehlendes Leseverständnis
sonderbare Aussprache, Buchstaben werden ausgelassen oder in der falschen Reihenfolge ausgesprochen,
beim Schreiben werden Buchstaben weggelassen oder hinzugefügt
gleiche Wörter werden innerhalb eines Textes unterschiedlich geschrieben
schlechtes z.T. unleserliches Schriftbild
Linien werden nicht eingehalten, zunehmend engeres und kleineres Schreiben der Buchstaben am Ende der Zeile
für Schreibarbeiten wird eine überdurchschnittlich lange Zeit benötigt
Probleme beim Nieder- bzw. Aufschreiben von mündlichen Anweisungen
Desorganisation zu Hause und in der Schule
fortlaufende Schwierigkeiten beim Binden von Schuhbändern, Ballfangen, Seilspringen usw.
Unaufmerksamkeit
zunehmende Frustration, die zu Verhaltensproblemen führen kann
wachsender Mangel an Selbstvertrauen
Mögliche Auffälligkeiten bei Kindern ab 12 Jahren:
Neigung falsch (ungenau) oder unzusammenhängend zu lesen, dadurch z.T. falsches Bearbeiten von Aufgaben in fast allen Fächern
Probleme beim Planen (Entwerfen) und Schreiben von Aufsätzen
Neigung, mündliche Anweisungen und Telefonnummern durcheinanderzubringen
große Probleme beim Lösen von Textaufgaben und beim Verständnis von komplexen Aufgabenstellungen
schlechte Noten in Fremdsprachen
geringes Selbstvertrauen, sozialer Rückzug, großer Leidensdruck des Kindes und der Eltern